Simon Konttas
Ich war ein kleiner Gott
4 Kurzgeschichten
mit Audio CD
Softcover, 17 x 19 cm
Oktober 2023
53 Seiten
ISBN 978-3-9505338-1-1
16 €
Aus dem reichhaltigen Schaffen von Konttas – eine Auswahl aus den
Erzählungen ist u.a. im Sisyphus-Verlag 2020 unter dem Titel »Grausames
Licht« erschienen – werden in der Edition kärnöl nur vier Geschichten
geboten; diese vier aber haben’s »in sich«!
Rezension
Simon Konttas‘ mittlerweile vierzehnte Publikation wäre genau das Richtige für Amis. Denn denen sagt man ja nach, von ihren Karrieren besessen zu sein, sodass sie – sofern sie sich überhaupt noch für Literatur interessieren und nicht bloß für Comic-Hefte – als allerliebstes Genre Kurzgeschichten, short storys bevorzugen, die man sich innerhalb kurzer Frist zu Gemüte führen kann.
Es bleibt Ansichts- und Definitionssache, ob man jene vier Texte, die Konttas‘ in seiner jüngsten Sammlung zusammenbringt, als (Kurz)Geschichten bezeichnen mag oder nicht einfach als… Texte. Auf gut 50 Seiten liefert der Autor und ehrlich interessierte Menschenbeobachter Konttas weniger klassische Geschichten mit Einleitung, Hauptteil, retardierendem Moment und Schluss, sondern viel eher pars-pro-toto-Segmente aus den Alltagen etwa eines empörten Oberstufenlehrers, einer neurotischen Helikoptermama oder eines wehleidigen Gefängnisinsassen; Ausschnitte aus deren Empfindungen und Weltanschauungen.
Es ist wie gesagt ein schmales Bändchen, in dem diese Figuren vorkommen. Während einer längeren Überland-Busfahrt kann man es ohne jegliche Eile zu Ende lesen. In aller gebotenen Kürze, in der vielleicht die Würze liegt, werden uns seine Charaktere nähergebracht indem wir quasi einen indiskreten Blick durchs Schlüsselloch ihrer Denkweisen werfen können, stets zusammen mit einem wie mir scheinen mag gehörigen Schuss Ironie seitens des Autors.
Als Zuckerl liegt dem Bändchen eine Audio-CD bei, auf der Konttas zusammen mit seinem Schriftsteller-Kollegen Ludwig Roman Fleischer – den man mit Fug und Recht als kongenialen Sprech-Spieler bezeichnen könnte – die vier Geschichten einspricht; gewissermaßen ein Hörbuch im Buch und ein besonderes Vergnügen.
Falsch machen kann man mit Konttas‘ Büchlein jedenfalls nichts, denn selbst wenn es dem eigenen Geschmack aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen zuwiderlaufen sollte, bliebe dies aufgrund des Umfangs ein kurzes Missvergnügen. Wohl eher wird es aber ohnehin den Lesern ein Vergnügen sein, denn Konttas gehört nicht zu jenen zeitgenössischen Schriftstellern, die ihr eigenes Ego zum Programm machen, sondern denen tatsächlich an ihren Figuren liegt, ob nun hinterfotzig-einfühlsam oder pedantisch-analytisch. Hören Sie sich das an!
Dietmar Koschier, 2023